Quellenhinweis

Auszüge aus dem Referat von Daniel Kummer anlässlich der AGEAS-Pfingsttagung 2012

„Lachen ist die beste Medizin – Ausser bei Rippenbruch!“

Humor ist, wenn man trotzt und lacht!

Humor wissenschaftlich:

 „Humor sei definiert als eine Kategorie zwischenmenschlichen Verhaltens und Erlebens, wodurch Widerwärtigkeiten, Unergründliches und Unzulänglichkeiten im Zusammenleben spielerisch kreiert, erheiternd verstanden und witzig(er)weise aufgelöst werden.Humor ist damit eine Form der soziopsychischen Kompetenz.

Bönsch-Kauke

 

Humor ist vielfältig, schön – kann aber auch hässlich sein 

Gesunder, pädagogischer Humor stärkt den anderen!
Oft kann Humor auch blossstellen und demütigen!

Witz:

Eine kurze Geschichte, die einen Sachverhalt so mitteilt, dass nach der ersten Darstellung unerwartet eine ganz andere Auffassung zutage tritt.

Ironie:

Ist eine Äusserung, welche – meist unausgesprochene – Erwartungen aufdeckt, indem zum Schein das Gegenteil aufgedeckt wird (doppeldeutig).

Komik:

Bezeichnet menschliches Verhalten oder Sprechen, das Erwartungshaltungen durchbricht und dadurch erheiternd wirkt.

Satire:

Ist eine Spottdichtung, die mangelhafte Tugend oder gesellschaftliche Missstände anklagt und sich darüber lustig macht.

Zynismus:

Bezeichnet eine Haltung, die in verletzender Weise die Wertvorstellungen anderer herabsetzt oder missachtet oder auch moralische Werte grundsätzlich in Frage stellt und sich über sie lustig macht (doppeldeutig).

Sarkasmus:

Bezeichnet beissenden, bitteren oder verletzenden Spott und Hohn (eindeutig).

Grundnahrungsmittel Humor

Humor ist kein seltener, exklusiver Zusatz, sondern ein Grundnahrungsmittel!

  • Humor spart Energie, weil man sich nicht ärgert. (Freud)
  • Humor ist lernbar!
  • Humor im Umgang ist eine Ausdrucksform der Liebe!
  • Humor holt wieder in die Gegenwart zurück!

Soziale Aspekte des Humors:

  • Lachen erzeugt Einheit. (Will man das?)
  • Lachen untergräbt Macht, weil Macht auf Distanz basiert.
  • Lachen macht nahbar.
  • Humor relativiert.

Wer glaubt, kommt um den Humor nicht herum!

Der Humor ist der Milchbruder des Glaubens
“Wenn ein Mensch nur Glauben hat, steht er in Gefahr bigott zu werden. Hat er nur Humor, läuft er Gefahr, zynisch zu werden. Besitzt er aber Glaube und Humor, dann findet er das richtige Gleichgewicht, mit dem er das Leben bestehen kann.“

Martin Buber, unbelegt

 

Lachen ist geschöpflich – wem es gut geht, lächelt oder lacht!
Lacht manchmal, lacht unbeschwert! Fürchtet nicht, ein bisschen dumm zu lachen und ein bisschen oberflächlich. Am rechten Ort ist diese Oberflächlichkeit tiefer als euer gequälter Tiefsinn - der von einem geistigen Stolz eingegeben wäre, der nicht aushalten will, ein bloßer Mensch zu sein. Lacht! Denn dieses Lachen ist ein Bekenntnis - dass ihr Menschen seid.“

Karl Rahner

 

Humor löst den Menschen - wie der Glaube – aus seiner Situationsverhaftung!
So kann er, wie z.B. in der chassidischen Tradition, auch seelsorgerlich-therapeutisch eingesetzt werden.

 

Wer demütig ist, hat Humor!
Man erzählte Rabbi Bunam von einem in der Abgeschiedenheit lebenden Mann. “Mancher“, sagte er “zieht sich in die Wildnis zurück und blinzelt durchs Gestrüpp, ob ihn keiner aus der Ferne bewundert!“

Buber, 753, chassid. Geschichten

 

“Es fällt auf, wie sehr der Humor dem christIichen Glauben und der christlichen Liebe ähnelt. Im Humor ist Demut. Wer über sich selbst lachen kann, ist demütig.“

Martin Luther in: Fritz Blanke: Luthers Humor. Scherz u. Schalk in Luthers Seelsorge, 1954

 

“Demut ist keine Tugend, die wir uns selbst erarbeiten können, sondern Ausdruck der Erfahrung Gottes und unserer eigenen Wirklichkeit. Und Demut ist der Weg des Hinabsteigens in den eigenen »humus«, in die eigene Erdhaftigkeit. Dieses Vertrautwerden mit dem humus in uns führt zum Humor. Das ist ein wesentlicher Aspekt der Demut, daß sie gelassen ist, daß sie humorvoll umgeht mit der eigenen Wirklichkeit wie mit der Welt. Humor ist zuerst die Selbstentlarvung, in der man sich von der Sucht befreit, sich als Denkmal zu fühlen. Im Humor findet man das rechte Maß für sich selbst; da befreien wir uns von allem Pathos, in dem wir uns selbst so gerne aufblähen.

Der Humor ist gewachsen in der irdischen Unvollkommenheit und ist erblüht in der Liebe zur Welt. Er weiß um das Kleine und um das Große. Er ist frei genug, um sich nicht mehr am Kleinen zu ärgern.

Welch ein Mangel an Glauben wäre es, zu meinen, dieses kribbelnde Irren und Wirren der Menschen könnte die große Ordnung stören! Man darf das alles nicht so wichtig nehmen. Erst dann wird man fähig, auf das, was der Himmel uns schickt, so zu antworten, wie er es will: gelassen, im Grunde heiter, im Letzten vertrauend.

Die Demut ist im frühen Mönchtum nicht nur das Gefühl der Niedrigkeit und Erdhaftigkeit, sondern ist mit der Sanftmut eng gekoppelt.(...) Für Evagrius Ponticus ist die Sanftmut das Kennzeichen des geistlichen Vaters.

Sanftmut meint die Milde im Blick auf uns selbst und auf andere, Barmherzigkeit mit unseren und mit fremden Fehlern und Schwächen. In der Sanftmut eines Menschen zeigt sich, dass seine demütige Selbsterkenntnis ihn in seinem Herzen verwandelt hat.“

Anselm Grün, Spiritualität von unten…

 

Humor hilft Leiden zu ertragen!

“Zu einem so grossen Standhalten genügt selbst der Glaube nicht; er bedarf eines wundersamen Bundesgenossen, des Humors. Glaube ist Angelobtsein. Aber der Humor ist not zur Erfüllung der Angelobung inmitten aller Widrigkeiten und Widerlichkeiten des faktischen Geschehens. Wer glaubt, akzeptiert das Leben im Ganzen; aber das Leben in der Reihung seiner Einzelheiten akzeptieren, Augenblick um Augenblick, ein Leben der äussersten Pein und leiblichen Preisgegebenheit, vermag nur der gläubige Humor. Ich habe in all diesen Leidensjahren an Franz Rosenzweig nichts so sehr bewundert wie sein Lächeln.“

Buber über Rosenzweig in: Der Jude und sein Judentum, 817.

Ist Humor lernbar?

Humor ist manchmal Geschenk, manchmal harte Arbeit!
Lustig sein wollen kann jeder, aber es ist nicht immer zum Lachen!

 

Wie entsteht Humor?
Wir treten an eine Situation mit bestimmten Erwartungshaltungen, Rahmenbedingungen und Gewohnheiten heran und bewegen uns damit meist in einem vorgegebenen Rahmen mit entsprechendem Verhaltensrepertoire.

Humor entsteht nun, wenn wir mit diesen Erwartungshaltungen, Rahmenbedingungen und Gewohnheiten neugierig verspielt umgehen.

 

Humor ist lern- und entwickelbar

  • Lachen zur persönlichen Erholung
  • Den Humor an der Arbeit einrichten
  • Der Heiterkeit Raum geben, seine Stimmung verändern
  • Selbst etwas zur Erheiterung beitragen
  • Wege zum Humor finden: überzeichnen, verdrehen, verfremden, banalisieren, imitieren, parodieren….
  • Von anderen lernen!